So schwer wie leicht, 2025
Installation
nettle fibers, 2 x 5 m
shown in:
Ein Haus ohne Mauern bauen, 2025
31.03.2025 - 30.05.2025
Amerikahaus München, Munich (de)
pictures:
Mariella Maier
(dt) Die Arbeit „so schwer wie leicht“ beschäftigt sich mit Architektur und Erinnerung in Bezug auf den Wiederaufbau Münchens nach 1945. Ein zwei Meter hoher Bretterzaun wurde in Brennesselpapier geprägt. 1948 wurde ein Zaun um die Fundamente der sogenannten Ehrentempel errichtet und erst 1955 wieder abgebaut.
Die Tempel dienten als eine Art Weihestätte für die Menschen, die Hilter bei seinem Putsch 1923 unterstützt hatten und dabei ums Leben gekommen waren. Ihre Überreste wurden in bronzenen Särgen in den Tempeln aufbewahrt und bewacht.
Nach 1945 ordneten die Amerikaner die Entfernung der Tempel an. 1947 wurden die Überbauten gesprengt, die Fundamente blieben übrig, da die darunter liegenden Bunker eine Entfernung zu kostspielig gemacht hätten.
So musste entschieden werden, was mit den Fundamenten geschehen soll. Zwischen 1945 und 48 gab es zwei Architekturausschreibungen und zahlreiche Vorschläge - auch aus der Bevölkerung heraus.
Von den Vorschlägen wurde einer - der Bau von zwei Ausstellungshäusern provisorisch über einem Fundament aufgebaut. Der Protest aus der Bevölkerung, dass die Architektur an ein neonazistisches Gebäude erinnert, führte dazu, dass auch dieser Vorschlag wieder verworfen wurde.
Letztlich entschied die Stadt 1948, dass ein Bretterzaun um die Fundamente gebaut werden soll „um Zukünftiges nicht zu verhindern“. Dieser Bretterzaun war 1955 stark in Verfall geraten, so dass es wieder Handlungsbedarf gab.
Bei den daraufhin durchgeführten Ausschreibungen wurde wiederum kein passender Vorschlag gefunden. Schließlich schlug die bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen vor die Tempelfundamente abzureißen, zu bepflanzen und die Kosten dafür zu übernehmen. Heute stehen die Fundamente sowohl unter Natur- als auch unter Denkmalschutz.
Die Brennessel gilt als eine sehr widerständige Pflanze, die fast überall, v.a. aber auf Ruinen, Friedhöfen oder an Zäunen wächst. Sie galt als Symbol für einen Übergang vom Diesseits ins Jenseits. Abgesehen von ihrer symbolischen Aufladung wurde sie während des 1. und 2. Weltkriegs gesammelt und angebaut, um sich von Baumwollimporten unabhängig zu machen. Sie diente als Heilkraut und wurde aufgrund ihres hohen Nährstoffgehalts in Hungerszeiten als Essensersatz verwendet. Aus den Brennesselfasern wurden u.a. Soldatenuniformen hergestellt.
(en) The work ‘so schwer wie leicht’ (as heavy as light) deals with architecture and memory in relation to the reconstruction of Munich after 1945. A two-metre-high wooden fence was embossed in nettle paper. In 1948, a fence was erected around the foundations of the so-called Ehrentempel (Temple of Honour) and was not dismantled until 1955.
The temples served as a kind of shrine for the people who had supported Hitler in his 1923 coup and had lost their lives in the process. Their remains were kept and guarded in bronze coffins in the temples.
After 1945, the Americans ordered the removal of the temples. In 1947, the superstructures were blown up, but the foundations remained, as the bunkers underneath would have made removal too costly. A decision had to be made as to what to do with the foundations. Between 1945 and 1948, there were two architectural competitions and numerous proposals, including some from the general public. One of the proposals was to build two exhibition halls provisionally on top of the foundations. However, protests from the public that the architecture was reminiscent of a neo-Nazi building led to this proposal also being rejected.
Finally, in 1948, the city decided that a wooden fence should be built around the foundations ‘so as not to prevent future developments’. By 1955, this wooden fence had fallen into serious disrepair, so that action was needed once again. The subsequent tenders again failed to produce a suitable proposal. Finally, the Bavarian administration of state palaces, gardens and lakes proposed demolishing the temple foundations, planting vegetation and covering the costs. Today, the foundations are protected as both a natural and historical monument.
The nettle is considered a very resilient plant that grows almost everywhere, but especially on ruins, cemeteries or fences. It was seen as a symbol of the transition from this world to the next. Apart from its symbolic significance, it was collected and cultivated during the First and Second World Wars in order to reduce dependence on cotton imports. It was used as a medicinal herb and, due to its high nutrient content, was used as a food substitute in times of famine. Soldier uniforms, among other things, were made from nettle fibres.