So schwer wie leicht, 2025
Brennesselfasern, 2 x 5 m
Amerikahaus München
Die Arbeit „so schwer wie leicht“ beschäftigt sich mit Architektur und Erinnerung in Bezug auf den Wiederaufbau Münchens nach 1945.
Ein zwei Meter hoher Bretterzaun wurde in Brennesselpapier geprägt.
1948 wurde ein Zaun um die Fundamente der sogenannten Ehrentempel errichtet und erst 1955 wieder abgebaut.
Die Tempel dienten als eine Art Weihestätte für die Menschen, die Hilter bei seinem Putsch 1923 unterstützt hatten und dabei ums Leben gekommen waren. Ihre Überreste wurden in bronzenen Särgen in den Tempeln aufbewahrt und bewacht.
Nach 1945 ordneten die Amerikaner die Entfernung der Tempel an. 1947 wurden die Überbauten gesprengt, die Fundamente blieben übrig, da die darunter liegenden Bunker eine Entfernung zu kostspielig gemacht hätten.
So musste entschieden werden, was mit den Fundamenten geschehen soll. Zwischen 1945 und 48 gab es zwei Architekturausschreibungen und zahlreiche Vorschläge - auch aus der Bevölkerung heraus.
Von den Vorschlägen wurde einer - der Bau von zwei Ausstellungshäusern provisorisch über einem Fundament aufgebaut. Der Protest aus der Bevölkerung, dass die Architektur an ein neonazistisches Gebäude erinnert, führte dazu, dass auch dieser Vorschlag wieder verworfen wurde.
Letztlich entschied die Stadt 1948, dass ein Bretterzaun um die Fundamente gebaut werden soll „um Zukünftiges nicht zu verhindern“. Dieser Bretterzaun war 1955 stark in Verfall geraten, so dass es wieder Handlungsbedarf gab.
Bei den daraufhin durchgeführten Ausschreibungen wurde wiederum kein passender Vorschlag gefunden. Schließlich schlug die bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen vor die Tempelfundamente abzureißen, zu bepflanzen und die Kosten dafür zu übernehmen. Heute stehen die Fundamente sowohl unter Natur- als auch unter Denkmalschutz.
Die Brennessel gilt als eine sehr widerständige Pflanze, die fast überall, v.a. aber auf Ruinen, Friedhöfen oder an Zäunen wächst. Sie galt als Symbol für einen Übergang vom Diesseits ins Jenseits. Abgesehen von ihrer symbolischen Aufladung wurde sie während des 1. und 2. Weltkriegs gesammelt und angebaut, um sich von Baumwollimporten unabhängig zu machen. Sie diente als Heilkraut und wurde aufgrund ihres hohen Nährstoffgehalts in Hungerszeiten als Essensersatz verwendet. Aus den Brennesselfasern wurden u.a. Soldatenuniformen hergestellt.